Seit Sonntag ist die Jahresausstellung auf dem Tuppenhof eröffnet

Ausstellungseröffnung im Tuppenhof mit Stadtarchivar Sven Woelke, Bürgermeisterin Uschi Baum, Ingrid und Hans Bernhard Zippelius, Nachfahren des früheren Kreisgartenbauinspektors Adalbert Zippelius, Kuratorin Dr. Britta Spies und Dr. Winfried Kluth, 1. Vo
Ausstellungseröffnung im Tuppenhof mit Stadtarchivar Sven Woelke, Bürgermeisterin Uschi Baum, Ingrid und Hans Bernhard Zippelius, Nachfahren des früheren Kreisgartenbauinspektors Adalbert Zippelius, Kuratorin Dr. Britta Spies und Dr. Winfried Kluth, 1. Vo

Aus der RP-Online:

Sie trägt den Titel „Alles so schön grün hier“ und dreht sich um die historische Bedeutung des Gartens, den Gartenbau und die Steigerung der Erträge. „Alles so schön grün hier“, ist der Titel der Jahresausstellung auf dem Tuppenhof, die am Sonntag eröffnet wurde. Es geht dabei unter anderem um die historische Bedeutung des Gartens, um den Gartenbau und um die Steigerung der Erträge, die erforderlich waren, um die im Zuge der Industrialisierung stetig gewachsene Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen.
Zentrale Figur in dieser Ausstellung ist Adalbert Zippelius (1874 bis 1954). Der Kreisgartenbauinspektor lebte in Kaarst und beriet die Bauern bei Fragen zur Bewirtschaftung von Feldern und Gärten. Und er gab auch Tipps zur Vermarktung der Feldfrüchte. Die Ausstellung besteht zu einem großen Teil aus dem, was Museumsleute als Flachware bezeichnen. Gemeint sind schriftliche Informationen und Bilder. Es empfiehlt sich also, bei einem Besuch im Tuppenhof, falls vorhanden, die Lesebrille nicht zu vergessen. Dann kann sie losgehen, die Reise in die gute alte Zeit – in eine Zeit, als der Garten noch nicht zum Chillen genutzt wurde, sondern Erträge abwerfen musste, um die Familie zu ernähren. Er war wichtiger Bestandteil bäuerlicher Selbstversorgung. Jeder Quadratmeter wurde ausgenutzt – selbst für eine kleine Spielecke für die Kinder war kein Platz.
Zu sehen sind unter anderem Utensilien, mit denen Obst und Gemüse für einen langen Winter haltbar gemacht wurden wie Einkochkessel und die entsprechenden Gläser. „Eine Methode für Haltbarmachung war, Gemüse im Keller in einem Haufen aus Sand vermischt mit Erde aufzubewahren – das Gemüse war dann bis in den Februar hinein genießbar“, weiß Museumspädagogin Britta Spieß. Dass Bauern effektiver arbeiten mussten, macht sie an einem Zahlenbeispiel deutlich: „Während um 1850 ein Bauer vier Leute ernähren musste, sind es heute 146.“ Die Zeit war damit reif für Männer wie Hans-Adalbert Zippelius.
Er passt auch deshalb so gut in die aktuelle Ausstellung, weil er nach langen Lehr- und Wanderjahren schließlich in Kaarst sesshaft wurde und weil seine Schulungen auch von Peter Schmitz (1892 bis 1983), dem letzten Bauern auf dem Tuppenhof, und dessen Bruder Theodor (1894 bis 1979) besucht wurden. Nachfahren von Zippelius leben in Kaarst und haben dem Stadtarchiv sehr zur Freude von Archivar Sven Woelke interessante Dokumente übergeben. Mit ihnen konnte die Ausstellung jetzt um wertvolle Informationen angereichert werden. Marius Hoppe, seinerzeit studentische Hilfskraft im Kaarster Stadtarchiv, hat seit 2019 den Bestand erschlossen. Er arbeitet jetzt im Bauhausmuseum in Weimar, wird aber zur Finissage am 7. August nach Vorst kommen, um einen Vortrag über Zippelius zu halten.
Über Einiges aus dem Wirken des Gartenbauspezialisten muss man aus heutiger Sicht schmunzeln: So hatte er auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal an der Neersener Straße, die damals Provinziallandstraße hieß, unweit des Kaarster Bahnhofs, Versuchssprengungen durchgeführt, um den Boden aufzulockern. Ein ruhiger Nachbar war er demnach nicht. Aber er war ein guter Berater, wenn es darum ging, Erträge zu erhöhen, beispielsweise durch die Verwendung von Kunstdünger. Nachdem größere Erträge erzielt werden konnten, ging es darum, diese Ernten besser zu vermarkten. Zippelius Idee einer Versteigerungshalle am Kaarster Bahnhof wurde umgesetzt. Es waren vor allem Kartoffeln, die dann von Kaarst aus per Bahn ins boomende Ruhrgebiet gebracht wurden.

Text: Rudolf Barnhold
Fotos: Klaus Stevens Kaarst

Zurück