Die Bluthochzeit – Stolz, Leidenschaft, Schicksal

Ich hatte heute die Ehre, an den Proben für die nächste Aufführung des Theatervereins Kaarst teilnehmen zu können. „Bluthochzeit“ heißt das Stück, das am 24. Oktober 2025 im Tuppenhof Premiere hat. Es handelt sich um eine Tragödie des spanischen Autors Frederico Garcia Lorca (1898-1936). Mit der „Bluthochzeit“ (Bodas de sangre) bringt der junge Regisseur Sebastian Bente keinen deutschen Klassiker auf die Bühne, sondern ein Drama aus dem spanischen Sprachraum, das Lorca 1932 abschloss und das im März 1933 in Madrid uraufgeführt wurde. Lorca gehört zu den berühmtesten spanischen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Sein vielversprechendes Lebenswerk wurde 1936 durch seinen allzu frühen Tod mit 38 Jahren beendet, da er aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse – der spanische Bürgerkrieg hatte begonnen – hinterhältig ermordet wurde.
Mit der „Bluthochzeit“ hinterlässt er uns ein Werk, das sich um eine junge Frau (die Braut) dreht, die einen Mann (den Bräutigam) heiraten soll. Doch innerlich ist sie noch mit ihrem ehemaligen Liebhaber Leonardo verbunden, einem Mitglied einer verfeindeten Familie. Leonardo ist inzwischen verheiratet, aber seine Leidenschaft für die Braut flammt wieder auf. Am Tag der Hochzeit fliehen die Braut und Leonardo – was eine blutige Katastrophe zur Folge hat. Das in aller Kürze zum Inhalt.
Das Geschehen konzentriert sich auf den tragischen Konflikt zwischen leidenschaftlicher Liebe, patriarchalisch geprägter Gesellschaft und starren gesellschaftlichen Zwängen, die zu Ehre, Rache und Tod führen. Die Charaktere scheinen in einem vorbestimmten Kreislauf von Gewalt und Leid gefangen zu sein, da sich die zerstörerischen Kraft der Leidenschaft über die gesellschaftlichen Zwänge hinwegsetzt, die Liebenden letztendlich aber in den Untergang treibt. Der Konflikt und der spätere Tod der beiden Männer (Bräutigam und Geliebter) sind eng mit der Ehre und dem Rachegedanken verbunden, der tief in der spanischen Kultur verwurzelt ist. Leonardo, der Geliebte, ist als einziger Charakter mit einem Namen ausgestattet, was ihn zu einem Individualisten in einer sittenstrengen Gesellschaft macht, in der alle anderen in ihren Normen gefangen sind. Das Stück spielt zwar in spanischer Umgebung, auch mit spanischer Musik, aber der Regisseur hat auf eine total spanische Umsetzung z.B. bei den Kostümen verzichtet, da Themen wie Liebe, Eifersucht, Familie und Tradition auch heute noch und auch in unserem Sprachraum relevant sind. Die Hochzeitsgesellschaft wird traditionell und als starres System dargestellt, aber den Kindern kommt eine ganz wichtige Rolle zu, da sie die Zukunft verkörpern und einen Blick auf die nächste Generation geben, die eventuell besser handeln wird.
Die Sprache des Stücks ist poetisch und durchzogen von Symbolen und Metaphern. Wiederkehrende Motive sind der Mond, das Blut und das Messer. Der Mond (La Luna) steht für das Schicksal, das Unausweichliche, die Kälte und den Tod, während das Blut (la sangre) die Leidenschaft und die Gewalt und den tief verwurzelten Familienzwist symbolisiert. Das Messer (el cuchillo) steht für die drohende Gewalt, den Vorboten der Katastrophe, das den Konflikt um Liebe, Ehre und Rache letztendlich in den tödlichen Ausgang führt und das blutige Ende markiert. Die „Bluthochzeit“ zeigt die Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Tradition und Moderne auf. Sie ist eine tief symbolische Tragödie über den Konflikt zwischen Leidenschaft und Pflicht, zwischen individuellem Wunsch und gesellschaftlichem Zwang.
Wir wünschen Sebastian Bente und Team viel Glück bei den weiteren Proben - das sah heute schon sehr gut aus - und freuen uns auf die Aufführungen (bh).-

Premiere: 24.10.2025
Weitere Termine: 25., 26., 31. Oktober
sowie am 1. Und 2. November 2025
Tickets und Infos unter
www.theatervereinkaarst.de

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